1996-2003 Mercedes-Benz Vito Service & Repair Manual (in German)
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Mercedes-Benz Vito mit Benzin- und Dieselmotoren Vito 108 Diesel - 58 kW Vito 110 Diesel - 72 kW Vito 113 Benzin - 95 kW 1 Allgemeines 1 .1 Einleitung Der in dieser Reparaturanleitung behandelte, von Mercedes-Benz gebaute Kleintransporter läuft unter der Bezeichnung Typ 638, ist aber besser als Vito be- kannt. Der Vito ist der Nachfolger der in Spanien ge- bauten Serie MB1 00, wurde jedoch in vielen Aspek- ten, vor allem in der Vorder- und Hinterradaufhän- gung, abgeändert. Je nach Ausführung können ein 2,0 Literbenzinmotor der Serie 111 mit vier Ventilen pro Zylinder oder ein Dieselmotor eingebaut sein. Der letztgenannte hat einen Hubraum von 2,3 Litern, ist aber in zwei Leistungsversionen erhältlich. Der ein- gebaute Motor gehört der Serie 601 an, die sich be- reits bei anderen Mercedes-Modellen über die Jahre bewährt hat. Die Vorderräder sind einzeln an der Karosserie auf- gehängt. Oben und unten werden Querlenker mit Ku- gelgelenken an den Aussenseiten verwendet. Die Ab- federung geschieht durch eine Federbeinaufhängung mit Schraubenfedern und Teleskop-Stossdämpfern, welche der McPherson-Aufhängung entspricht. Durch die beiden Achsschenkel der Vorderradauf- hängung sind die Antriebswellen geführt, die den An- trieb vom Getriebe auf die Vorderräder übertragen. Homokinetische Gleichlaufgelenke werden in den Antriebsweilen verwendet. Die Hinterachse wurde, verglichen mit dem Vorgän- ger, ebenfalls umfangreich geändert. Weggefallen ist die starre Achsrohrverbindung der Hinterachse. An ihrer Stelle wurden Dreiecklenker mit Schraubenfe- dern und senkrecht angeordneten Stossdämpfern eingebaut. Die letzteren sind aufrecht stehend an der Aussenseite der Lenkerarme in Radnähe zwischen Dreiecklenker und Karosserie montiert. Scheibenbremsen an den Vorderrädern und Trom- melbremsen an den Hinterräder, unterstützt durch ei- nen unterdruckbetätigten Bremskraftverstärker und einen Bremsdruckregler bilden die Bremsanlage. Der Unterdruck für den Bremskraftverstärker wird durch eine getrennte Unterdruckpumpe erzeugt, falls ein Dieselmotor eingebaut ist, oder dem Ansaugkrüm- mer entnommen, wenn ein Benzinmotor eingebaut ist. Eine Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung dient zum Lenken des Fahrzeuges. 1.2 Fahrzeugerkennung Beim Kauf Ihres Fahrzeuges werden Sie bestimmte Datenkarten erhalten haben, welche alle wichtigen Fahrzeugangaben, wie z.B. Fahrgestellnummer und Komponentennummern sowie Kennzeichnung von Sonderwunschausrüstungen, usw. enthalten. Weite- re Einzelheiten können Sie der Betriebsanleitung ent- nehmen. Falls Sie keine Betriebsanleitung besitzen, wie dies manchmal beim Kauf eines Fahrzeuges aus zweiter Hand vorkommt, raten wir ihnen, dass Sie sich an Ihren Händler wenden. Die für die Nutzfahr- zeuge zuständige Mercedes-Benz-Niederlassung befindet sich in Düsseldorf (Tel. 0211 9530), die Ihnen bestimmt in dieser Hinsicht weiterhelfen kann. Die Lage des für das Fahrzeug gültigen Typenschilds wird Ihnen ja bekannt sein, wo Sie auch die Angaben über das zulässige Gesamtgewicht, die zulässige Achslast vorn und hinten und andere wichtige Anga- ben finden werden. Die Motornummer des Dieselmotors ist in der Nähe der Einspritzleitungen an der in Bild 1 gezeigten Stel- le in die linke Seite des Zylinderblocks eingeschla- gen. Beim Benzinmotor kann sie in der gleichen Ge- gend gefunden werden. Beim Bestellen von Ersatz-
Bild 1 Die Lage der Motornum- mer beim Dieselmotor. teilen ist es äusserst wichtig, die vollständigen Fahr- gestell- und Motornummern anzugeben. Getriebe, Hinterachse und Lenkung haben auch eine Seriennummer in das Gehäuse eingeschlagen. Was ist der Vorteil der Multi-Ventil-Bauweise beim Benzinmotor? Eines der Grundprobleme des Viertaktmotors ist es, die Zylinder während des Ansaugtakts mit der aus- reichenden Menge Kraftstoff/Luft-Gemisch zu füllen. Das Problem vergrössert sich mit steigender Dreh- zahl, da dadurch die Ventilöffnungszeiten gekürzt werden. Der Techniker spricht von Füllungsverlusten. Um dies auszugleichen, wird der Ventildurchmesser so gross wie möglich gewählt. Denn nur so kann mehr Gemisch einströmen. Diesem Bestreben setzt jedoch der Brennraumdurchmesser Grenzen. Aus diesem Grund wurde die Vierventil-Technik ent- wickelt. Vier Ventilteiler addieren sich zu einer insge- samt grösseren Öffnungsfläche als zwei grosse, wenn man davon ausgeht, dass die Grösse des Brennraums gleich bleibt. Vierventil-Technik hat die folgenden Vorteile: • Vier Ventile ermöglichen grössere Durchlassquer- schnitte für Frisch- und Abgas. Dies kommt der Mo- torleistung und damit auch dem Kraftstoffverbrauch zugute. So hat ein Vierventiler auch einen niedrigeren Verbrauch als der Zweiventiler. 0 Vierventiler besitzen kleinere Ventile, dadurch ge- ringere bewegte Massen, was schnelleres Reagieren des Ventiltriebs zur Folge hat. Angenehmer Neben- effekt: Man benötigt weniger straffeventilfedern zum Schliessen der Ventile. • Kleinere Ventile kühlen sich während der Schliess- Zeiten über die Ventilsitze besser ab als grosse Ven- tile. 9 Vierventil-Motoren sind auf Grund der Brennraum- verhältnisse unempfindlicher gegenüber klopfender Verbrennung. Sie vertragen ein etwas höheres Ver- dichtungsverhältnis. • Die Zündkerze kann bei einem Motor mit vier Ven- tilen optimal in Brennraummitte plaziert werden. 1.3 Allgemeine Anweisungen bei Reparaturen Die Beschreibungen in dieser Reparaturanleitung sind in einfacher Weise und allgemein verständlich gehalten. Wenn dem Text und den Abbildungen bei der Arbeit Schritt für Schritt gefolgt wird, dürften kei- ne Schwierigkeiten auftreten. Die auf den blauen Seiten gedruckte Mass- und Ein- stelltabelle am Ende des Buches ist hierbei ein wich- tiger Teil und muss bei allen Reparaturarbeiten am Fahrzeug hinzugezogen werden. Innerhalb der ein- zelnen Anleitungen werden die notwendigen Mass- angaben oder Einstellwerte nicht immer angeführt, weshalb in der genannten Tabelle nachzuschlagen ist. Es sei besonders darauf hingewiesen, dass man unter dem in Frage kommenden Modell nach lesen muss, um jegliche Fehler zu vermeiden. Einfache Handgriffe, wie z.B. „Motorhaube öffnen" vor Arbeiten im Motorraum, oder „Radmuttern lö- sen" vor Arbeiten an den Radbremsen werden nicht immer erwähnt, da diese als selbstverständlich vor- ausgesetzt werden. Dagegen befasst sich der Text ausführlich mit schwierigen Arbeiten, die in detaillierten Einzelheiten beschrieben sind. Eine Reihe wichtiger Hinweise, die bei jeder Reparaturarbeit beachtet werden sollten: • Schrauben und Muttern sind in sauberem Zustand und leicht eingeölt zu verwenden. Mutternflächen und Gewindegänge immer auf Beschädigung unter- suchen und vorhandene Grate entfernen. Im Zwei- felsfall neue Schrauben oder Muttern verwenden. Ei- mal gelöste, selbstsichemde Muttern sollten immer erneuert werden. Auf keinen Fall dürfen Muttern und Schrauben entfettet werden. • Stets die in der Anzugsdrehmoment-Tabelle ange- führten Anzugsdrehmomente beachten. Diese Werte sind nahezu in den gleichen Gruppen zusammenge- fasst, die auch die Kapitel dieser Reparaturanleitung bilden und lassen sich somit leicht auffinden. • Alle Dichtscheiben, Dichtungen, Sicherungsble- che, Sicherungsscheiben, Splinte und ,,0"-Dichtrin- ge (Rundschnurringe) sind beim Zusammenbau zu erneuern. ,,0"-Dichtringe (Radialdichtringe, Simmer- ringe) sollten ebenfalls erneuert werden, sofern die Welle aus dem Dichtring genommen wurde. Die Lip- pe eines Dichtringes ist vor dem Zusammenbau mit Fett einzuschmieren. Man muss darauf achten, dass sie beim Einbau in die Richtung weist, aus welcher Öl oder Fett austreten kann. • Bei Hinweisen auf die linke oder rechte Seite des Fahrzeuges wird angenommen, dass man aus der Fahrtrichtung bei Vorwärtsfahrt die Seitenbezeich- nung ableiten kann, analog der Begriffe „vorn" und „hinten". Im Zweifelsfall wird im Text nochmals eine Erläuterung gegeben. • Ganz besonders ist darauf zu achten, dass zu Ar- beiten an den Bremsen, an der Radaufhängung oder allgemein an der Unterseite des Fahrzeuges für eine sichere Abstützung des hochgebockten Wagens ge- sorgt ist. Kapitel 1.5 sollte durchgelesen werden, ehe man das Fahrzeug aufbockt. Der Bordwagenheber ist nur für den Radwechsel unterwegs vorgesehen. Falls er dennoch bei Reparaturen zur Hilfe genom-
men wird, ist lediglich der Wagen damit anzuheben und dann auf geeignete Montageböcke abzulassen. Derartige, dreibeinige Unterstellböcke, wie man sie in Bild 2 sehen kann, sollen zur Sicherheit auch unter d e m F a h r z e u g platziet-t w e r d e n , w e n n e i n Garagen- wagenheberzurVerfügung steht. Ziegelsteine sollten zum Unterbauen nicht verwendet werden, allenfalls Hohlblocksteine wegen ihren grösseren Auflage- flächen, doch sind dann zwischen Fahrzeug und Steine noch genügend starke Bretter zu legen. # Fette, Öle, Unterbodenschutz und alle minerali- schen Substanzen wirken auf die Gummiteile des Fahrwerks und der Bremsanlage aggressiv. Beson- ders von Teilen der hydraulischen Anlage sind solche Mittel, zu denen auch Kraftstoff gehört, fernzuhalten. Für Reinigungsarbeiten an der Bremsanlage soll nur Bremsflüssigkeit oder Spiritus verwendet werden. Hierbei sei aber darauf verwiesen, dass Brems- flüssigkeit giftig ist und z.B. auf lackierte Flächen ät- zend wirkt. # Zur Erzielung der besten Reparaturergebnisse ist die Verwendung von Originalersatzteilen Vorausset- zung. Um späteren Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, muss der Einbau irgendwelcher Fremd- produkte unterbleiben. Ausnahmen sind nur bei Tei- len der elektrischen Anlage gegeben oder falls das Herstellerwerk dementsprechende Freigaben macht. # Bei Bestellungen von Ersatz- und Austauschteilen müssen die genaue Modellbezeichnung mit Fahrge- stellnummer, gegebenenfalls die Motornummer und das Baujahr angegeben werden. Damit beschleunigt man die Bestellung und das Beziehen von falschen Teilen wird verhindert. Alle Arbeiten am Auto, besonders solche an der Bremsanlage und an der Lenkung sowie Radaufhän- gung, sind mit Sorgfalt und Umsicht durchzuführen. Die Verkehrssicherheit des Fahrzeuges muss nach jeder Reparatur ohne Ausnahme gewährleistet sein. 1.4 Arbeitsbedingungen und Werkzeuge Um Reparaturarbeiten durchzuführen, benötigt man einen sauberen, gut beleuchteten Arbeitsplatz, der mit einer Werkbank und Schraubstock versehen ist. Es soll auch genügend Raum vorhanden sein, um die verschiedenen Teile auszulegen und zu ordnen, oh- ne dass man sie immer wieder wegräumen muss. In einer gut ausgerüsteten Werkstatt lässt sich gemüt- lich und ohne Hast arbeiten, die Maschine kann in ei- ner sauberen Umgebung zerlegt und wieder zusam- mengebaut werden. Leider verfügt aber nicht jeder über einen solchen idealen Arbeitsplatz und dement- sprechend muss auch da und dort improvisiert wer- den. Um diesen Nachteil auszugleichen, muss be- sonders viel Zeit und Sorgfalt aufgewendet werden. Als weiteres benötigt man unbedingt einen möglichst vollständigen Satz Qualitätswerkzeuge. Qualität ist hier oberstes Gebot, da billiges Werkzeug auf lange Sicht eher teuer werden kann, falls man damit ab- rutscht oder es zerbricht und dabei teuren Schrott baut. Ein gutes Qualitätswerkzeug wird sich lange verwenden lassen und rechtfertigt in jedem Falle die Anschaffungskosten. Die Grundlage des Werkzeug- satzes ist ein Satz Gabelschlüssel, die sich an jedem gut zugänglichen Teil des Fahrzeuges ansetzen las- sen. Ein Satz Ringgabelschlüssel stellt einen wün- schenswerten Zusatz dar, die sich besonders bei festsitzenden Schrauben und Muttern verwenden lassen, oder wo die Platzverhältnisse ungünstig sind. Um die Kosten tief zu halten, kann man sich auch mit einem Satz kombinierter Ringgabelschlüssel behel- fen, diese tragen an einem Ende eine Gabelöffnung und am anderen einen Ring von der gleichen Weite. Bild 3 zeigt derartige Schlüssel. Stecknüsse (-einsät- ze) stellen ebenfalls eine lobenswerte Investition dar. Vorausgesetzt, dass der Aussendurchmesser der Nüsse nicht allzu gross ist, können auch sehr ver- steckt oder in Vertiefungen sitzende Muttern und Schrauben gelöst werden. Weitere benötigte Werkzeuge sind ein Satz Kreuz- schlitzschraubenzieher (Schraubendreher), Zangen und ein Hammer. Im Automobilbau werden mehr und mehr Schrauben mit sogenannten ,,Torx"-Köpfen verwenden. Falls Ihnen der Name „Torx" kein Begriff ist, können Sie anhand von Bild 4 erkennen, wie die Köpfe dieser Schrauben aussehen. Zum Lösen der- artiger Schrauben wird ein spezieller Stecknusssatz benutzt, der wie normale Sechskant-Stecknusssät- ze, Einsätze verschiedener Grösse hat. Zusätzlich zur Grundausrüstung kann man sich noch ein paar speziellere Werkzeuge beschaffen, die sich meistens als unschätzbare Hilfe erweisen, besonders wenn man gewisse Reparaturen immer wieder durchführen muss. Damit lässt sich also recht viel Zeit ersparen. Als Beispiel sei hier einmal der Schlag- schraubenzieher erwähnt, ohne den sich die maschi- nell angezogenen Kreuzschlitzschrauben kaumlö- Bild 2 Dreibeiniae Unterstell- böcke sind die beste Lö- sung zum Aufbocken ei- nesfahrzeuges. Wichtig dabei ist, dass der zum Verstellen der Höhe benutzte Bolzen kräftig genug ist, um das Fahr- zeug zu tragen. Bild 3 Ansicht eines doooel- seitigen Gabelschiüssels (oben) und eines Ringga- belschlüssels funten). Im- mer darauf achten, dass die Schlüsselweite der Grösse der Mutter oder des Schraubenkopfes entspricht.
Bild 4 Eine Gradscheibe (oben) wird zum Winkelanzug von Schrauben und Mut- tern benutzt. Schrauben mit „Torx"-Köpfen haben das unten gezeigte Aus- sehen. Bild 5 Seegerringzangen sehen wie im oberen Bild ge- zeigt aus. Die gezeigte Ausführung öffnet Aus- sensprengringe. Das un- tere Bild zeigt eine manchmal erwähnte Spitzzange. sen lassen, ohne dass man sie dabei beschädigt. Selbstverständlich kann er auch zum Anziehen ver- wendet werden, um einen gasdichten Sitz zu ge- währleisten. Ebenfalls oft benötigt werden Seeger- ringzangen, da Getrieberäder, Wellen und ähnliche Teile meist durch Sicherungsringe gehalten werden, die sich mit einem Schraubenzieher nur schwer ent- fernen lassen. Es sind zwei Typen von Seegerring- Zangen erhältlich, einer für die Aussensicherungsrin- ge, welche mit der in Bild 5 gezeigten Zange geöff- net werden, und einer für Innensicherungsringe. Sie sind mit geraden oder abgewinkelten Klauen erhält- lich. Eines der nützlichsten Werkzeuge ist der Dreh- momentschlüssel, eigentlich eine Art Schrauben- schlüssel, der so eingestellt werden kann, dass er durchrutscht, wenn ein gewisses Anzugsdrehmo- ment einer Schraube oder Mutter erreicht ist. Derar- tige Schlüssel sind ebenfalls mit einen Zeiger erhält- lich, welcher das erreichte Drehmoment anzeigt. An- zugsdrehmomente werden in jedem modernen Werkstatthandbuch oder jeder Reparaturanleitung aufgeführt, so dass auch besonders komplexe Bau- gruppen oder Komponenten, wie z.B. ein Zylinder- kopf, angezogen werden können, ohne dass man Beschädigungen oder Lecks infolge Verzugs be- fürchten muss. Falls Sie das erste Mal am Auto ar- beiten, können Sie anhand von Bild 6 sehen, wie ein solcher Drehmomentschlüssel aussieht. In diesem Zusammenhang soll auch eine Gradschei- be erwähnt werden. Eine solche hat das im oberen Teil von Bild 4 gezeigte Aussehen. Viele Schrauben und Muttern müssen um einen bestimmten Winkel nachgezogen werden (man spricht von einem Win- kelanzug). Um den genauen Winkel zu erhalten, eig- net sich eine Gradscheibe am besten. Je höher entwickelt ein Automodell ist, desto mehr Werkzeuge benötigt man, um es im Do-it-yourself- Verfahren immer im bestmöglichen Zustand zu hal- ten. Leider lassen sich aber einige ganz spezielle Arbeiten nicht ohne die richtige Ausrüstung durch- führen, für die man meist tief in die Tasche greifen muss. Hier ist auch eine gewisse Vorsicht am Platze, es gibt nun einfach verschiedene Arbeiten, die man am besten einem Fachmann überlässt. Obwohl ein Vielfachmessgerät zum Aufspüren von elektrischen Schäden eine grosse Hilfe darstellt, kann es in un- geübten Händen grossen Schaden anrichten. Obschon in dieser Reparaturanleitung gezeigt wird, Bild 6 Vorgeschlagene Werk- zeuge und Hilfswerk- zeuge zur Pflege und Re- paratur Ihres Fahrzeuges. 1 Hydraulischer Heber 2 Ölkanne 3 Unterstellböcke 4 Elektrische Handlampe 5 Prüflampe (12 Volt) 6 Drehmomentschlüssel 7 Minisäge 8 Drahtbürste 9 Blattfühlerlehren 10 Reifendruckprüfer 11 Reifenprofilmesser 12 Kolbenringspannband
wie sich verschiedene Komponenten auch ohne Spezialwerkzeuge aus- und wieder einbauen lassen (falls nicht unbedingt nötig) empfiehlt es sich, die An- schaffung der gebräuchlichsten Spezialwerkzeuge in Betracht zu ziehen. Dies wird sich besonders dann lohnen, wenn man das Auto über längere Zeit behal- ten will. In Bild 6 sind einige der gebräuchlichsten Werkzeuge und Hilfswerkzeuge gezeigt, die man im- mer wieder brauchen wird. Man sollte sich diese im Laufe der Zeit anschaffen, wenn man die Absicht hat, sein Auto selbst zu pflegen. Auch mit den vorgeschlagenen, improvisierten Me- thoden und Werkzeugen lassen sich verschiedene Teile ohne Gefahr von Beschädigung aus- und ein- bauen. In jedem Fall lässt sich mit den Spezialwerk- zeugen, die vom Hersteller produziert und verkauft werden, eine Menge Zeit (und Ärger) sparen. Ehe man irgendwelche Arbeiten an einem Fahrzeug durchführt, raten wir Ihnen, die folgenden Hinweise gründlichst durchzulesen und vielleicht einzuprägen, damit Sie vor allen Verletzungen, gleich welcher Art, bewahrt werden: • Auf einen einzelnen Wagenheber kann man sich nie hundertprozentig verlassen. Immer zusätzliche Böcke unterstellen. Zwei übereinandergelegte, abge- schraubte Räder kann man z.B. auf der Seite der Re- paratur entweder vorn oder hinten unterlegen, falls keine Böcke zur Verfügung stehen. Ein abrutschen- der Wagen wird dann wenigstens auf den Rädern lan- den. • Niemals die Räder oder Achsmuttern anziehen, wenn das Fahrzeug aufgebockt ist. • Niemals den Verschluss der Kühlanlage bei heissem Motor öffnen. Falls es unumgänglich ist, einen dicken Lappen um den Deckel legen und diesen bis zur ersten Raste lösen, damit der Dampf entweichen kann. • Niemals das Motoröl ablassen, wenn das Fahr- zeug bis zum letzten Moment gefahren wurde. Mo- toröl nur entsprechend den geltenden Vorschriften entsorgen, auf keinen Fall wegschütten. • Keine Bremsflüssigkeit oder Frostschutzmittel auf Lackstellen tropfen lassen. Die hinterlassenen Flecke lassen sich nur schwer oder nicht entfernen. 9 Keinen Bremsstaub einatmen. Obwohl Beläge und Bremsklotzmaterial jetzt asbestfrei hergestellt sind, schadet dies trotzdem Ihrer Gesundheit. Falls Sie Pressluft zum Ausblasen von Bremsen benutzen, den Kopf von der Staubstelle wegdrehen. Erkundigen Sie sich über die Erhältlichkeit von Sprays, mit denen man die Bremsteile absprüht, um die Staubentwick- lung zu vermeiden (Autozubehörgeschäft oder Werk- statt). 9 Öl- oder Fettreste sofort vom Boden abwischen, ehe Sie selbst oder andere Leute darauf ausrutschen. 9 Keine Schlüssel falscher Schlüsselweite oder aus- geweitete Schlüssel zum Lösen von festsitzenden Muttern oder Schrauben benutzen. Ein Abrutschen bedeutet in den meisten Fällen eine Verletzung. Of- fene Wunden auf jeden Fall „verpflastern" lassen, ehe Schmutz oder Öl usw. eindringen kann. 9 Krawatten haben bei Arbeiten am Auto keinen Platz. Ebenfalls lange Hemdsärmel oder andere lose Kleidungsstücke fern von sich bewegenden Teilen halten. Lange Haare während der Arbeit festbinden. Fingerringe und Armbanduhren am besten abziehen. Abgesehen davon, dass man daran hängenbleiben kann, bieten sie auch einen Leiter für die elektrische Anlage. 9 Den Arbeitsplatz von unnötigen Teilen befreien. Ein Stolpern wird dadurch offensichtlich weitgehend ver- ringert. 9 Falls es möglich ist, arbeiten Sie niemals allein an einem Fahrzeug. Familie, Freunde oder Bekannte können öfters mal kurz nachschauen, ob alles in Ord- nung ist. 9 Niemals versuchen, eine Arbeit überhastet zu En- de zu führen. Viele Radmuttern wurden lose gelas- sen, um das Fahrzeug wieder schnell zum Fahren zu bringen. 9 Niemals in der Nähe des Fahrzeuges rauchen oder andere rauchende Personen in die Nähe lassen. Ebenfalls aus diesem Grund sollte man die Batterie abklemmen, wenn Kraftstoffleitungen abgeschlos- sen werden. Mit Metallgegenständen hergestellte Kurzschlüsse könnten zu Funkenbildung führen. Si- cherheitshalber sollten Sie einen Handfeuerlöscher bereit haben. 9 Eine Handlampe niemals auf den Motor auflegen, um besser zu sehen. Bestimmte Handlampen ent- wickeln grosse Wärme und könnten Teile am Motor verbrennen, obwohl man annimmt, dass sie durch den Drahtkäfig geschützt werden. Am besten ist es, wenn man eine Handlampe bei Arbeiten im Motor- raum an der geöffneten Motorhaube „anhängt". Falls Sie die angeführten Hinweise sorgfältig beach- ten, sollten bei den im Buch beschriebenen Arbeiten keine Verletzungen Ihrer Person oder Beschädigung des Fahrzeuges auftreten. Achtung: Schlechte Werkzeuge führen in den mei- sten Fällen zu Verletzungen oder Beschädigung von Muttern, Schrauben usw. - unbedingt vermeiden. Die Anschaffung einer guten Werkzeugausrüstung ist ein guter Anfang zur Selbstpflege des Autos. 1.5 Aufbocken des Fahrzeuges Als erstes gilt, dass man das Fahrzeug aufgrund sei- ner Höhe nicht in einer Garage aufbocken sollte, oh- ne sich vorher zu überzeugen, dass es nicht gegen die Decke anstossen kann. Um keine Schäden an der Unterseite des Fahrzeuges anzurichten, darf ein Wagenheber nur an bestimmten Stellen angesetzt werden, die Ihnen aus der Betriebs- anleitung bekannt sein werden. Unter keinen Um- ständen das Fahrzeug unter den Lenkerarmen der Radaufhängungen ansetzen. Vor Aufbocken der Vorderseite des Fahrzeuges bei eingebautem Schaltgetriebe den Rückwärtsgang oder bei eingebauter Getriebeautomatik den Wähl- hebel in die Parkstellung schalten, damit der Wagen nicht von der Böcken rollen kann. Beim Anheben der Vorderseite des Fahrzeuges die Handbremse anzie- hen. Unbedingt darauf achten, dass die Bodenfläche, auf
welcher das Fahrzeug aufgebockt werden soll, nicht zu weich ist, damit der Wagenheber oder die Böcke nicht in den Boden einsinken können. Unterstellböcke können unter die Seite der Karosse- rie untergestellt werden, ohne dabei die Lackierung zu beschädigen. treten. Die Lampen scheinen rot gegen die Gara- gentür oder Wand und können durch die Aussen- Spiegel beobachtet werden. Falls eine Lampe nicht aufleuchtet, die Glühbirne ersetzen; leuchten beide Lampen nicht auf, könnte der Bremslichtschalterde- fekt sein. 1.6 Wartung und Pflege Die meisten Wartungsarbeiten können selbst durch- geführt werden. Manchmal ist es jedoch zweck- mässiger, die Wartung in einer Werkstatt durchführen zu lassen, d.h. es fehlen die notwendigen Einrichtun- gen oder Erfahrungen, Messgeräte sind erforderlich oder die Werkstatt kann die Arbeit einfach schneller durchführen. Vor allem wichtig sind die regelmässi- gen Inspektionen und Kontrollen, welche nachste- hend angeführt sind. Nach einer bestimmten Motor- leistung oder nach Ablauf einer gewissen Zeit durch- zuführende Wartungsarbeiten werden in den ent- sprechenden Kapiteln beschrieben. 1.6.1 Motorölstand kontrollieren Der Stand des Motoröls sollte etwa alle 600 km kon- trolliert werden. Dazu den Ölmessstab herausziehen und mit einem sauberen Lappen abwischen. Mess- stab nochmals hineinschieben und ihn wieder her- ausziehen. Das Öl muss bei waagerecht stehendem Fahrzeug zwischen der oberen und unteren Markie- rung liegen. Liegt der ölstand an der unteren Mar- kierung, muss Öl nachgefüllt werden. Die Ölmenge zwischen den beiden Markierungen beträgt ca. 2,0 Liter, so dass Sie daraus schliessen können, wie viel Öl fehlt. Auf keinen Fall den Motor überfüllen, d.h. das Öl darf nicht über die obere Marke steigen. Dies schadet vor allem einem eingebauten Katalysator. 1.6.2 Bremsflüssigkeitsstand kontrollieren Der Behälter für die Bremsflüssigkeit sitzt im Motor- raum auf der linken Seite auf dem Hauptbremszylin- der. Der Behälter ist durchsichtig und der Flüssig- keitsspiegel kann leicht festgestellt werden. Der Spiegel muss zwischen der „Min"- und ,,Max"- Markierung liegen. Falls erforderlich frische Brems- flüssigkeit nachfüllen. 1.6.3 Bremsleuchten überprüfen Die Arbeitsweise der Bremsleuchten kann mit Hilfe einer zweiten Person oder auch allein kontrolliert wer- den. Bei der ersten Methode auf die Bremse treten, während die zweite Person das Aufleuchten der Lam- pen kontrolliert. Sind Sie allein, rückwärts vor die Ga- ragentür oder eine Wand fahren und auf die Bremse 1.6.4 Beleuchtung kontrollieren Alle Beleuchtungskörper (einschliesslich der Hupe und Warnblinkanlage) der Reihe nach durchschalten und deren Funktion kontrollieren. Rücklichter und Rückfahrscheinwerfer können am besten im Dunkeln vor der Garagentür kontrolliert werden, ohne dass man aus dem Fahrzeug aussteigt. 1.65 Reifendruck kontrollieren Den Reifendruck an einer Tankstelle kontrollieren. Falls Sie den Druck nicht kennen, können Sie anhand der Tabellen an Tankstellen leicht feststellen, welcher Druck für Ihr Fahrzeug erforderlich ist, oder Sie neh- men Bezug auf den silberfarbigen Aufkleber, der Ih- nen aus der Betriebsanleitung bekannt sein wird. 1.6.6 Kühlmittelstand kontrollieren Das kalte Kühlmittel muss bis zur Markierung am Ausgleichsbehälter stehen. Falls erforderlich, abwar- ten bis das Kühlmittel abgekühlt ist und zusätzliches Frostschutzmittel einfüllen. Ist der Motor heiss, den Verschlussdeckel des Ausgleichsbehälters bis zur ersten Raste lösen und abwarten, bis der Druck ab- gefallen ist. Danach den Deckel vollkommen ab- schrauben. 1.6.7 Luftfiltereinsatz Der Luftfiltereinsatz sollte mindestens alle zwei Jah- re erneuert werden. In staubigen Gegenden sind die Intervalle entsprechend zu verringern. Das Aus- wechseln des Filtereinsatzes wird im Zusammen- hang mit der Kraftstoffanlage beschrieben (siehe be- treffendes Kapitel). 1.6.8 Flüssigkeitsstand - Servolenkung Der Behälter für die Flüssigkeit der Servolenkungs- anlage befindet sich im Motorraum an der Vordersei- te der Stirnwand. Die Kontrolle des Flüssigkeits- stands geschieht durch Sichtprüfung des Behälters. Die Lenkungsflüssigkeit muss dabei betriebswarm sein. Falls bei einer Kontrolle mehr Flüssigkeit als bei früheren Kontrollen, fehlt, muss man die Anlage auf Leckstellen kontrollieren. Nur empfohlene Flüssigkeit nachfüllen, nicht überfüllen. 1.6.9 Alle nicht genannten Wartungsarbeiten
Auf die folgenden, ebenfalls zu den regelmässigen Wartungsarbeiten gehörenden Inspektionen, wird in den dafür zuständigen Abschnitten eingegangen: Motoröl- und Filterwechsel, Antriebsriemen der Ag- gregate, Kontrolle der Bremsbelagstärke, Einstellung der Handbremse, Scheinwerfereinstellung, Zündker- zenwechsel (Benzinmotor), Öl- oder Flüssigkeits- wechsel im Getriebe, Ölwechsel in der Hinterachse und Erneuerung des Kraftstoffi Iters. 1.7 Schmiermittel, Dichtungs- masse, „Loctite", etc. Jeder Autohersteiler empfiehlt die Verwendung von bestimmten Schmiermitteln, die während der Pro- duktion auf das Fahrzeug abgestimmt wurden. Dies trifft ebenfalls auf Mercedes-Benz zu und aus diesem Grund halten wir uns bei Reparaturen an die von MB angegebenen Schmieröle, Fette und dergleichen. Oft wird „Loctite" erwähnt. Bei diesem handelt es sich um eine Sicherungsflüssigkeit für Muttern- und Schraubengewinde, die ein Lösen von angezogenen Verbindungen verhindern. Obwohl im Text nur auf „Loctite" eingegangen wird, sollten Sie wissen, dass verschiedene Ausführungen zur Verfügung stehen. Ihr MB-Ersatzteillager wird Sie über die Erhältlichkeit dieser Sicherungsmittel unterrichten. Oftmals kommt es jedoch vor, dass andere, ebenfalls geeignete Mittel zum Sichern von Gewindeverbin- dungen benutzt werden. Auch hier sollten Sie in der Lage sein, dies in der Werkstatt zu erfahren. Das gleiche trifft auch auf Graphit-Fett und Dich- tungsmasse zu. Erkundigen Sie sich, welche Fettart und Dichtungsmasse verwendet wird, um zu ge- währleisten, dass die Arbeiten einwandfrei durchge- führt werden können. 1.8 Umgang mit Gewinden, Schrauben, Muttern, usw. Bei einem ziemlich neuen Fahrzeug, bzw. Motor wird man keine Schwierigkeiten mit dem Lösen von Schrauben, Muttern, Stiftschrauben, usw. haben. Ist das Fahrzeug jedoch älter, kommen schon mal Pro- bleme beim Lösen von Gewindeverbindungen vor, vor allem wenn die Teile längere Zeit dem Strassen- Schmutz ausgesetzt sind. Die folgenden Hinweise sollten Ihnen helfen, diese Probleme aus dem Weg zu räumen. • Beim Lösen von Muttern auf Stiftschrauben immer das herausstehende Gewinde mit einer Drahtbürste reinigen, um Schmutz oder auch Rost zu entfernen. Man erspart sich dadurch, dass die Mutter über die Schmutzstellen geschraubt werden muss. Die Ver- bindungsstelle jetzt mit einem Rostlösesprühmittel behandeln. Hier gibt es verschiedene Produkte, d.h. man muss den Gebrauchsanweisungen folgen. • Falls eine in eine Schweissmutter eingedrehte Schraube gelöst werden soll (meistens in der Karos- serie), möglichst die Gewindestelle von der Rücksei- te mit dem Rostlösemittel einsprühen. Schrau- benköpfe derartiger Verbindungen reissen gern ab oder man löst die Schweissmutter. 9 Schrauben mit Schlitz- oder Kreuzschlitzköpfen lassen sich manchmal nur sehr schwer lösen. Kreuz- schlitzschraubenzieher rutschen gern aus dem Kreuzschlitz heraus und beschädigen diesen dabei. Um diesem vorzubeugen, kann man einen Schrau- benzieher oder Kreuzschlitzschraubenzieher mit ei- nem durchgehenden Schaft an der Schraube anset- zen und durch einen kurzen Schlag mit einem Ham- mer „behandeln". In den meisten Fällen löst sich der Schraubenkopf von der Verbindung und die Schrau- be kann leicht herausgedreht werden. • Im modernen Automobilbau werden mehr und mehr Schrauben mit Spezialköpfen verwendet, die ähnlich wie Kreuzschlitzköpfe aussehen aber keine sind. Diese als ,,Torx"-Kopf bezeichneten Schrau- benköpfe, deren Form man in Bild 4 erkennen kann, werden mit speziellen Einsätzen gelöst, die man in ei- nem Satz erstehen kann. Auf diese „Torx"-Stecknüs- se kann man dann in normaler Weise eine Ratsche, Verlängerung, usw. ansetzen. • Innensechskantschrauben (der bekannte „Inbus- kopf) oder Schrauben mit „Polygon"-Kopf (Vielver- zahnung, meistens 12 Ecken) können ebenfalls Schwierigkeiten beim Lösen bringen. Als erstes rei- nigt man die Öffnung des Innensechskants einwand- frei (mit einem kleinen Schraubenzieher zum Bei- s p i e l ) , u m d e n Innensechskantschlüssel oder Viel- zahnschlüssel anzusetzen. Falls möglich sollte man hier auch einen Steckeinsatz benutzen. Vor Lösen der Schrauben kann man einen Hammerschlag auf den Steckeinsatz geben, um das Beharrungsvermögen der Schraube zu lösen. Manchmal ist jedoch ein ab- gewinkelter Inbusschlüssel erforderlich. Durch des- sen Winkelstellung wird das Lösen oftmals zum Pro- blem. Wir schlagen vor: Den Schlüssel in die Schrau- be einsetzen und einen kleinen Ringschlüssel über das lange Ende des Inbusschlüssels schieben. Den Schlüssel jetzt gut gerade halten und die Schraube durch Druck auf den Ringschlüssel lösen. Dadurch vermeidet man, dass sich der Winkelschlüssel bei festsetzenden Schrauben innerlich verdreht. • Kleine, jedoch zugängliche Inbusschraubenköpfe kann man auch mit einer Gripzange erfassen, deren Form in Bild 7 gezeigt ist, und auf diese Weise die Schraube herausdrehen, vor allem, wenn das Innen- sechskant abgerundete Kanten erhalten hat. Beim Zusammendrücken der Gripzange nicht die Finger einquetschen. • Schwierigkeiten können auch manchmal beim Lö- sen von Muttern oder Schrauben auftreten, deren Kanten bereits durch unvorschriftsmässige Verwen- dung der falschen Schlüsselgrösse abgerundet sind (aus Erfahrung gesprochen bei Zweithandwagen manchmal anzutreffen). Mit der bereits erwähnten Gripzange kann man versuchen, die Mutter oder Schraube zu lösen. Je nach Lage der Mutter kann
Bild 7 Ansicht einer verstellba- ren Gripzange. Beim Zu- sammendrücken der beiden Griffenden nicht die Finger an die Pfeilstelle bringen, da die Zange „zuschnappt". Bild 8 Benutzung eines Mut- ternspalters. Durch An- ziehen der Schraube wird die Mutter in zwei Teile gespalten und kann abgenommen werden. Bild 9 Ansicht von „Links- gewindeziehern" zum Entfernen von abge- scherten Schrauben oder Stehbolzen. man diese auch aufmeisseln oder am Gewinde ent- lang aufsägen. In diesem Zusammenhang möchten wir auch den Mutternspalter erwähnen, falls man zu dessen Benutzung genügend Arbeitsraum hat. Das Werkzeug arbeitet in der in Bild 8 gezeigten Weise, d.h. man zieht die Schraube an, bis die Mutter platzt. Ein Vorteil ist dabei, dass man das Gewinde der Schraube nicht beschädigt. 9 I m T e x t w e r d e n o f t m a l s selbstsichemde Muttern erwähnt. Wie der Name besagt, werden diese durch ihre eigene Sicherungsfähigkeit gesichert, welche nach dem Lösen meistens zerstört wird. Wenn selbstsichemde Muttern erwähnt werden, sollte man diese immer erneuern. 9 Manchmal passiert es und eine Schraube reisst am Kopf ab. Um das verbleibende Gewindestück aus der Bohrung zu bekommen, bohrt man ein Loch in der Mitte der „Schraube" und benutzt einen soge- nannten „Linksgewindezieher". Diese sind in Auto- zubehörgeschäften erhältlich und werden wie eine Schraube in das gebohrte Loch eingesetzt. Durch Anziehen schneidet sich das Werkzeug in das Schraubenstück ein und hoffnungsvoll zieht man es heraus. Bild 9 zeigt wie diese Gewindeauszieher aus- sehen. Die einzige andere Lösung ist ein Aufbohren auf den ungefähren Gewindedurchmesser der Schraube (etwas weniger) und das Nachschneiden mit einem Gewindeschneider. 9 Stehbolzen werden mit zwei gegeneinander ge- konterten Muttern herausgedreht. Beim Herausdre- hen den Schlüssel an der inneren Mutter ansetzen, zum Hineinschrauben den Schlüssel an der äusseren Mutter ansetzen, zum Hineinschrauben den Schlüs- sel an der äusseren Mutter ansetzen. 9 In Aluminiumteile eingearbeitete Gewinde werden manchmal beim Anziehen von Schrauben beschä- digt. In Ihrer Werkstatt werden Sie Gewindeeinsätze unter der Markenbezeichnung „Heli-Coil" erhalten. Diese können entsprechend den Anweisungen in der Schachtel in das alte Gewindeloch eingezogen wer- den oder man bringt das beschädigte Teil zur Er- neuerung des Gewindes in eine Werkstatt. Anzugsdrehmomente Die Anzugsdrehmomente werden für die Schrauben und Muttern der wichtigsten Teile angegeben. Um die Anzugsdrehmomente einzuhalten, muss man eine Stecknuss der passenden Schlüsselweite so- wie einen Drehmomentschlüssel, manchmal mit ei- ner Verlängerung, benutzen. In vielen Fällen ist es aber einfach nicht möglich, an eine Schraube oder Mutter heranzukommen, um einen Drehmoment- schlüssel anzusetzen oder das Drehmoment ist zu klein, um es am Drehmomentschlüssel abzulesen. Hier gilt es, das Drehmoment zu schätzen. Unter Berücksichtigung des Gewindedurchmessers der Schraubenverbindung heisst dies in der Mechani- kersprache „gut anziehen", wobei Gefühl eine wich- tige Rolle spielt, besonders bei Gewindedurchmes- sern von 6 oder 7 mm. Der 2,0 Liter-Benzinmotor wurde bereits in frühere
2 Der Benzinmotor Fahrzeuge eingebaut. Auch der im nächsten Ab- schnitt beschriebene Dieselmotor ist auf der bereits existierenden Serie aufgebaut. Der Zweck der folgenden Beschreibung ist es also, Ihnen die wichtigsten Änderungen des neuen Motors der Serie 111 (Vierzylinder) zu geben. • Der schon in der Einleitung erwähnte Zylinderkopf mit vier Ventilen pro Zylinder (16 insgesamt) ist aus Gewichtsgründen und wegen der besseren Wärme- leitfähigkeit aus Leichtmetall gegossen. Die Ventilsit- ze, die aus gehärtetem Stahl gefertigt sein müssen, werden bei erhitztem Zylinderkopf eingesetzt. Da- durch sind sie nach dem Abkühlen fest „einge- schrumpft". Die Ventile selbst gleiten in Messing- Ventilführungen und ragen von oben in den Brenn- raum oberhalb der Kolben. • Zwei Nockenwellen sind für das rechtzeitige Öff- nen und Schliessen der Ventile verantwortlich. Die in Fahrtrichtung rechts angeordnete Nockenwelle betätigt die Auslassventile, die links eingebaute die Einlassventile. Die Lagerstellen der Nockenwellen befinden sich nicht direkt im Zylinderkopf. • Die Stössel sind zwischen Nockenwelle und Ven- tilschaftende angeordnet. Auf sie drücken die einzel- nen Nocken der Nockenwelle, um die Ventile zu öff- nen. Durch ihre Form bedingt werden die Stössel bei Mercedes Tassenstössel genannt-sie erinnern an ei- ne über den Ventilschaft gestülpte Kaffeetasse. 9 Einstellen des Ventilspiels ist bei diesen Motoren nicht mehr notwendig. Der hydraulische Ventilspiel- ausgleich schafft bei jeder Ventilbetätigung das rich- tige Spiel. Der Ventiltrieb arbeitet dadurch spielfrei, aber dennoch ist dafür gesorgt, dass die geschlos- senen Ventile fest auf dem Ventilsitz aufliegen und da- mit einwandfrei abdichten. Diese Hydrostössel haben ausserdem den Vorteil, dass aufgrund des spielfrei- en Ventiltriebs ein geräuscharmer Betrieb zustande kommt. 9 So arbeitet der Ventilausgleich: Bei geschlosse- nem Ventil gelangt Öl aus dem Schmierkreislauf des Motors über eine Ringnut in den Hydrostössel. Nach Passieren des Rückschlagventils im Stössel fliesst der Schmierstoff in den momentan noch völlig druck- losen Hochdruckraum und füllt diesen ganz aus. Parallel zu diesem Vorgang drückt die Druckfeder den Stössel spielfrei an die Nockenweile bzw. den Zylinder gegen das Ende des Ventilschafts. Dreht sich nun die Nockenwelle und drückt ihr exzentri- scher Nocken gegen den Stössel, so steigt der Druck im Hochdruckraum. Das Rückschlagventil ver- schliesst die Zulaufbohrung und sorgt dafür, dass kein Öl mehr entweichen kann. Da sich das Öl nicht komprimieren (in sich zusammendrücken) lässt, ist damit eine starre Verbindung zwischen Hydrostössel und Zylinder hergestellt. Das Ventil kann also durch die Kraft des Nackens niedergedrückt werden. 9 Nach dem Schliessen des Ventils entsteht durch Leckölverlust ein geringfügiges Ventilspiel, das aber durch die Druckfeder - sie drückt den Hydrostössel nach oben -sofort wieder ausgeglichen wird. In das vergrösserte Volumen des Druckraums strömt nun bei geöffnetem Rückschlagventil wieder Öl nach. Damit ist der Stössel bereit zur nächsten Ventil- betätigung. In Bild 10 ist ein Schnitt durch einen Hydrostössel gezeigt, wo Sie die Arbeitsweise ver- folgen können. • Langlebiges Antriebselement der Nockenwellen ist im Vierventil-Motor die Steuerkette (Duplex). Die Ket- te verläuft von der Kurbelwelle zur auslassseitigen Nockenwelle und weiter zur Einlassnockenwelle. Da- mit sie auf dem langen Weg nicht flattert oder peitscht, wird sie von einer hydraulisch gedämpften Spannschiene und Gleitschienen im Zaum gehalten. 9 Die Höchstdrehzahl zeigt, dass man dem Motor in Sachen Drehfreudigkeit einiges abverlangen kann. Denn die Ventile werden über Tassenstössel direkt von den obenliegenden Nockenwellen betätigt. Da- bei sind nur geringe Massen zu bewegen, was hohe Drehzahlen ohne Gefahr für den Ventiltrieb gestattet. Unbelastet wird die Drehzahl früher begrenzt. Bei Bergabfahrt im 5. Gang wird zum Schutz der Ge- lenkwelle die Drehzahl auf einen bestimmten Wert begrenzt. Das übernimmt das Steuergerät der Zünd/Einspritzsteuerung. Wichtiger Hinweis: Ehe irgendwelche Arbeiten im Motorraum durchge- führt werden, sind einige Punkte zu beachten, die auch zu einem gewissen Mass beim später be- schriebenen Dieselmotor gelten. Dies gilt vor allem, wenn der Motor läuft. Der Motor ist mit einer elektronischen Zündanlage mit einer sehr hohen Spannung versehen. Aus diesem Grund muss man unter allen Umständen unterlassen, die Bauteile der Zündanlage, wie z.B. Zündspule, Zündkabel, Zündkerzenstecker oder Teststeckdo- sen, anzufassen, wenn: 9 der Motor läuft 9 der Motor angelassen wird 9 der Schlüssel im Lenkschloss in Stellung (2) steht und der Motor mit der Hand durchgedreht wird. Aus- serdem sind im Abschnitt „Zündanlage" bestimmte Vorsichtsmassnahmen angeführt, die man ebenfalls durchlesen sollte, ehe man mit irgendwelchen Arbei- ten am Motor beginnt. Bild 10 Die Arbeitsweise der Hy- drostössel. Über die Boh- rungen im Ventilstössel (1) gelangt Ol in den Ven- tilstösselraum (a), weiter in den kleinen Vorrats- raum (b) und ggf. über das Kugelventil in den Ar- beitsraum (c). Die verblei- benden Pos. sind unten angegeben. 1 Ventilstössel 2 Druckbolzen 3 Sicherungsring 4 Druckfeder 5 Kugelführung 6 Kugel 7 Kugelführung 8 Führungshülse
1996-2003 Mercedes-Benz Vito (W638) Service & Repair Manual (in German)
Models covered:
Mercedes-Benz Vito 108 Diesel - 58 kW
Mercedes-Benz Vito 110 Diesel - 72 kW
Mercedes-Benz Vito 113 Benzin - 95 kW
The 1996-2003 Mercedes-Benz Vito (W638) Service & Repair Manual provides complete technical documentation in German for all three primary variants of this versatile commercial vehicle—the 108 Diesel (58 kW), 110 Diesel (72 kW), and 113 Benzin (95 kW). This factory workshop manual contains detailed specifications and service procedures developed by Mercedes-Benz engineers specifically for the first-generation Vito platform.
Technical sections cover the complete mechanical systems with detailed procedures for engine overhaul, transmission service, and suspension maintenance specific to each powertrain configuration. The manual includes precise torque values, component clearances, and adjustment specifications required for proper operation of both the diesel and petrol engines. Illustrated procedures guide technicians through complex operations such as timing belt replacement, injection pump calibration, and complete brake system service.
Diagnostic procedures include systematic troubleshooting approaches for the engine management systems, ABS components, and climate control units found in these vehicles. Reference tables provide fluid capacities, filter specifications, and maintenance intervals according to Mercedes-Benz service standards. Though presented entirely in German text, the technical illustrations, exploded-view diagrams, and specification tables make this manual valuable even for technicians with limited German language skills who need accurate technical data for these durable commercial vehicles.
Printable: Yes Language: German Compatibility: Pretty much any electronic device, incl. PC & Mac computers, Android and Apple smartphones & tablet, etc. Requirements: Adobe Reader (free)
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